24 h

… Wooooochenendeeee! Und was machen wir? Och… Das entscheiden wir morgen früh, wenn wir vom Party machen wiederkommen. Samstag früh 4 Uhr 😉 Reiseführer zu Rate gezogen, geguckt, was es noch alles in Hong Kong gibt. Hier und da gestöbert. Und schon war das Ziel klar: Wandern im Plover Cove Reservoir im Nordosten von Hong Kong, in den New Territories. Woohoooo! 🙂

So ging es dieses Mal etwas später los als die Wochenenden zuvor. 10:30 Uhr ging die Tür hinter uns zu. Wir fuhren mit der MTR (U-Bahn) nach Tai Po Market, von dort weiter mit dem Bus nach Tai Mei Tuk. Dort sahen wir zuerst einen sogenannten Family-Trail – ein Wanderweg, der für 40min ausgeschrieben war. Wir bewältigten ihn in 10min. War jetzt nicht sooo spannend…Da das also nicht wirklich die Erfüllung des Tages war, gingen wir weiter, sahen eine lange Brücke, die die Bergkette um das Reservoir zu einem Ganzen machte. Die Bergkette sah wunderschön aus und lud förmlich zum Wandern ein. So schritten wir über diese 2km lange Brücke, kamen in einen wunderschönen strömenden Sommer-sauren-Hong Kong- Regen. Alle anderen spannten ihre Regenschirme auf. Wir genossen die warmen Wassertropfen auf unseren Gesichtern, auf unserem ganzen Körper, liefen einfach munter weiter. Nach wenigen Minuten waren wir von Haarspitze bis großen Zeh durchnässt 😀  Am anderen Ende der Brücke sahen wir ein großes Wanderschild. Ausgeschrieben war dort der Plover Cove Country Trail. 15,5 km, 6 bis 7 Stunden. Sollte angeblich herausfordernd und für erfahrende Wanderer sein. Nun, da Sophie und ich doch schon so einige anspruchsvolle Wandertouren unternahmen, trauten wir uns das auch zu. Außerdem sahen wir vorher Fotos von diesem Reservoir, von dem einzigartigen Ausblick, den man von dort oben, von all diesen Bergen auf das Wasser, auf das Meer, haben konnte. Da mussten wir lang! Das wollten wir mit unseren eigenen Augen sehen! Let’s do it! 🙂

Die erste Hürde war schon den Anfang zu finden. Es gab zwei Möglichkeiten, das nach Weg aussah. Nur blöd, dass beide nach wenigen Metern schon zu Ende waren. Der eine Weg wurde von einem großen abgesperrten Tor verschlossen. Der andere potenzielle Weg war eine steile Treppe, die in absoluter Wildnis endete, wo man einfach nicht mehr durchgehen konnte. Aber wenn der Weg öffentlich ausgeschrieben ist, muss doch einer dieser beiden Wege der richtige sein! Da kam dann ein Auto von der anderen Seite des abgesperrten Tores an, die Fahrer machten das Tor auf, fuhren durch, machten das Tor wieder zu. Wo kamen sie nur her? Durften wir da auch durch? So fragten wir sie, ob dies der Anfang des Wanderweges sei, ob wir da durch dürfen. So sagte man uns, es waren anscheinend auch Einheimische, die das Reservoir gut kannten, dass wir da durch dürfen und der Weg einmal um das ganze Reservoir führt. Danke! Genau das wollten wir hören 🙂 Also war dies der richtige Weg.

Warum auch immer er abgesperrt war.

Anfangs war dieser Wanderweg nur eine Asphaltstraße, also dachten wir, es war nicht wirklich dieser am Schild ausgeschriebene Wanderweg, aber immerhin ein Weg rund um das Reservoir. Sophie meinte noch, den Weg können wir ja auch joggen, während ich zudem noch auf die Idee kam, hier können wir ja unsere Schuhe ausziehen, damit sie trocknen…wir waren ja auch noch klatsch nass 😀

Nachdem wir zu einem Wasserwerk gelangten, worüber der Weg führte, wurde klar, dass wir doch auf dem richtigen Wanderweg waren, denn plötzlich ging es vom Asphalt über zu Sand- und Geröllwegen. So ging es dann nur noch weiter. Mal angenehm, aber oftmals sehr steil auf und ab, rutschig und ziemlich schwer. Endlich wieder eine Herausforderung! Bald schon wurden wir mit Ausblicken auf diese wunderschöne Natur belohnt, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Aber dafür öfter mal aus dem Atem. Denn wir mussten viele Hügel erklimmen und es ging immer wieder bergauf und dann fast bis runter zum Meeresspiegel… und wieder rauf… mal hundert  Meter auf, fünfzig Meter ab, dann bis zweihundert Meter hoch, wieder  hundert Meter bergab, und dann wieder bergauf – am höchsten Punkt bis 311m. Zwischendurch war es so steil, dass wir echt aufpassen mussten, dass wir nicht ins Rutschen kommen. Nun gaben wir dem auf dem Wanderschild ausgeschriebenen „anspruchsvollen und für erfahrene Wanderer Weg“ unser Gültigkeitssiegel.

Der 311m-Berg war am anspruchsvollsten, es ging erst sehr steil bergauf, gefolgt von unendlich vielen Treppen, große hohe Stufen, auch noch mit Anstieg. Der Weg schien endlos zu sein, wir trabten vor uns hin, Stufe für Stufe…an diesem Punkt waren wir doch schon ziemlich am Ende, schnappten nach scheinbar nicht mehr vorhandener Luft, trieften vor Schweiß, wollten nur noch oben ankommen.

Dort oben aber wurden wir dann von einem einzigartigen Blick belohnt, mit einem wunderschönen Ausblick auf Hong Kong und anscheinend auch auf China. Ich war so fasziniert, so überwältigt von dieser Naturschönheit! Ich hab einfach geweint. Ich war so glücklich, dass wir das alles mit unseren eigenen Augen sehen konnten.

Wir lebten in einer Postkarte.

"für erfahrene Wanderer"Traumhaft. Unbeschreiblich. Unvorstellbar. Einzigartig. Wir machten natürlich viele Fotos, auch wenn uns bewusst war, dass man damit nicht wirklich wiederspiegeln konnte, was wir selbst sahen. Dort oben gab es auch einen Wegweiser, der uns sagte, dass wir nun 11km hinter uns hatten, noch 6km vor uns.  Es waren entlang des Wanderweges immer mal Schilder mit unserer Ansicht nach Ortsnamen drauf, mit Kilometer- und Zeitangabe. Dort auf diesem hohen Berg stand auf dem Wegweiser, wir brauchen noch ca. 1 ¾ h zum Ziel. Also dachten wir, waren wir uns sicher, wir kommen noch grade so am Ziel an, zwar schon im Sonnenuntergang, aber nicht im Dunkeln.

Was wir nicht wussten: Es waren dort keine Ortsnamen auf den Schildern. Es waren immer die Bergnamen ausgeschrieben, und im Nachhinein wussten wir, es war dort nicht das Ziel ausgeschrieben, sondern einer der NÄCHSTEN vor uns liegenden Berge. Es waren also nicht nur noch 1 ¾ h zum Ziel. Sondern 1 ¾ h zur nächsten Bergspitze. So wanderten wir weiter, während die Sonne immer tiefer ging. Wir erlebten dort oben einen traumhaften Sonnenuntergang… Aber: wir waren noch dort OBEN, auf etwa zweihundert Metern Höhe. Und: das Ziel war nicht zu sehen. Es wurde immer dunkler und wir wussten, dass in Hong Kong die Sonne ca. 19Uhr untergeht, und das ziemlich schnell. So wurde uns langsam klar, dass wir das letzte Stück im Dunkeln laufen müssen. Dann kamen wir auf einer Bergspitze an, wo plötzlich zwei Wegweiser waren. Zwei verschiedene Richtungen. Das gleiche Ziel, aber unterschiedliche Zeitangaben. Natürlich haben wir den Weg mit der kürzeren Zeit gewählt. Dachten wieder, das Ziel ist auf dem Schild. Aber nein, es war nur der nächste Berg. Wussten wir im Nachhinein.

Wir wählten also den scheinbar kürzeren Weg, gingen somit aber tiefer in den Wald hinein, der rechts von der Bergkette ins Landesinnere führte. Eigentlich mussten wir immer auf dem Bergkamm langgehen, immer zur Linken von uns das Wasser sehen, das Plover Cove Reservoir. Aber wir wurden immer unruhiger, hatten Angst es nicht mehr zum Ziel zu schaffen. So liefen wir immer schneller, aufgehalten von den schwierigen Wegen, nunmehr furchtlos vor sämtlichen  großen männerhandgroßen riesigen Spinnen, die zum Teil auch dort wieder vorzufinden waren. Wir liefen so schnell, dass es auch nicht mehr vorsichtig war, wir teilweise wirklich nur hinab rutschten auf dem Geröll, auf dem Sand. Die Sonne ging so schnell unter, dass wir bald nicht mehr sahen, wo der nächste Tritt hin ging. Dann war es fast dunkel. Und wieder eine Gabelung. Links oder rechts?!? Keines der beiden Ziele sagte uns etwas. Von oben sahen wir noch Lichter von Orten, dachten, wir müssten da ja ankommen, irgendwann, bald. Aber es war dann schon zu spät zum Weiterlaufen.

Es war dunkel. Schwarz. Wir sahen nichts mehr.

Liefen los in die eine Richtung, obwohl wir nicht sahen, wo wir hintraten. Schnell wurde uns bewusst, das ist zu gefährlich, wir wussten nicht wo es hingeht, wir sahen nicht, was vor, hinter oder neben uns war, sahen keinen Weg mehr, geschweige denn unsere eigenen Hände. Gingen also langsam zurück zu der Gabelung. Was nun?!? Was machen wir jetzt?!? Wir konnten nicht mehr weiterlaufen. Keine Chance. Wir riefen eine Freundin an, sagten ihr, was auf den Schildern stand, fragten, ob sie uns sagen kann, wo wir sind, wohin wir müssen. Sie sagte, beide Wege führten nicht gleich zum Ziel, nur noch tiefer in den Country Park, der rechts von der Bergkette war.

Aber nicht zum Ziel. Nicht in der Dunkelheit.

Wir waren panisch, verzweifelt, aufgeregt, hatten Angst, wussten nicht mehr, was wir machen sollten. Konnten nicht zurück, nicht vor. Aber zum Glück konnten wir uns schnell beruhigen, wussten, dass Panik auch nichts half. Beruhigten uns mehr oder weniger und versuchten ruhig zu überlegen, was wir nun am besten machen…

Wir bleiben hier.

Wir haben keine andere Wahl. Wir bleiben einfach hier. Und wenn die Sonne am nächsten Morgen wieder aufgeht, würden wir wieder aufbrechen. Wir dachten erst, wir waren „lost“, aber uns wurde klar, wir sind immer noch auf ausgeschriebenen Wanderwegen, sind keinesfalls verloren. Und wussten dann auch, dass wir uns bei der ersten Gabelung falsch entschieden hatten, eigentlich wussten, dass wir immer auf dem Bergkamm lang gehen mussten, der Wanderweg immer am Wasser entlang führte. Aber wir liefen ja dann tiefer in den Country Park. Also wussten wir, wir müssten den Weg einfach zurück zur Gabelung und dann den anderen Weg gehen. Der Weg war auch durchgehend in größeren Abständen von Wanderschildern bestückt , wir wussten immer, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Und dann wurde uns das auch wieder bewusst. Also überlegten wir… und stellten fest, wir hatten jeder noch ein Handtuch, konnten dieses ausbreiten, uns dort hinlegen.

Bis die Sonne aufgeht.

Wir telefonierten noch mit einer anderen Freundin, sagten auch ihr, was auf den Wegweisern stand. Sie fand irgendwann per Internet heraus, wo wir uns befanden, schrieb uns per SMS dann noch alle Berge auf, die dann bis zum Ziel folgen sollten. Denn diese waren ja immer ausgeschrieben, nicht das Ziel. Sie sagte auch, dass wir immer mit Blick zum Wasser auf den Wegen bleiben mussten. Es war einfach so beruhigend zu wissen, dass wir wussten wo wir waren, dass wir wussten, wo wir weitermussten, dass wir am nächsten Tag am Ziel ankommen würden. Nur eben eine Nacht  dort draußen verbringen mussten.

In den Hügeln. In diesem endlosen Wald.

Ein anderer Freund war so besorgt um uns, dass er Feuerwehr und Polizei anrief, diese uns dann anriefen, fragten, wo wir sind, ob es uns gut geht, ob wir Hilfe brauchen. Uns ging es gut. Wir wussten wo wir waren, konnten es aber nicht gut beschreiben, schon gar nicht den eher schlecht Englisch sprechenden Chinesen. Und wir wussten, dass sie selbst auch Stunden brauchen würden, um zu uns gelangen, vorausgesetzt, sie wussten, wo wir überhaupt zu finden waren. So sagten wir, dass wir sicher sind, uns sicher fühlen, es keinen Sinn macht, uns zu suchen und wir am nächsten Morgen einfach wieder aufbrechen und Richtung Ziel laufen würden, dass wir auch wussten, wohin wir mussten. Wir waren zu der Zeit schon so ruhig, dass uns diese Aufruhr dann schon irgendwie wieder zu viel war, uns DAS wieder Angst machte. Nicht unsere Situation, sondern die scheinbar anzufangende Rettungsaktion. Aber es tat sehr gut zu wissen, dass andere wussten, wo wir waren, dass wir eine Telefonnummer hatten, die wir anrufen konnten, wenn irgendwas sein sollte. Dass man uns letztendlich auch finden würde. So begann also diese Nacht in diesem scheinbar endlosen und dunklen Wald.

19:30 Uhr.

Es war noch immer sehr warm und angenehm von den Temperaturen. Wir waren klatsch nass, an den Füßen noch von den Regen, ansonsten vom Schwitzen, es war ja tagsüber auch sehr heiß. In nassen Klamotten sollte man nicht bleiben, das brachten uns unsere Eltern zum Glück bei. Und zum Glück hatten wir auch noch einen trockenen Bikini mit. So lagen wir dann da im Wald. Auf unseren Handtüchern. In Bikini. Um uns herum alles dunkel, schwarz. Wir wurden die ganze Nacht vom Zierpen der heimischen Tierchen, vielmehr wohl Insekten, unterhalten, hier und da war mal ein Rascheln in den Büschen und Bäumen. Mal krabbelte es am Körper, dann sprang was Kleines über uns, entlang unserer Füße. Ob sich vielleicht auch eine dieser riesen Spinnen von oben nach unten gerade abseilte?  Wir versuchten nicht weiter darüber nachzudenken, nahmen jedoch alle Geräusche um uns herum sehr intensiv wahr.

Angst hatten wir nicht.

Wir wussten nur nicht, welche Tierchen sich da vielleicht um uns tummelten, sich mit uns unterhalten wollten, uns Riesen vielleicht mal anfassen wollten. Wir waren ja schließlich fremd für sie und was man nicht kennt, möchte man gern beschnuppern. Glücklicherweise hatten wir Mückenspray dabei, was uns mit Sicherheit vor so manchen Insekten und Stichen bewahrte. Zwar haben wir doch ein paar Stiche auf den Beinen und – wie fies das von dem Biest war! – am Hintern. Aber das war‘s auch schon. Da wir uns natürlich auch mit Sonnencreme einsprühten an jenem Morgen, schwebte um uns herum dann eine Wolke aus Mückenspray, Sonnencreme, Hong-Kong-Sommerregen, Wanderschweiß, Angstschweiß, Feuchtigkeit. Kurz gesagt: wir stanken. Schon allein deshalb mussten wir keine Angst haben, dass uns viele Tiere zu nahe kommen würden.

Es wurde dann doch kühler. So kuschelten wir uns aneinander und wärmten uns. Beeindruckt von manchen Menschen, die hier auf der Straße in Hong Kong lebten und sich aus irgendwelchen Gründen auch immer mit Plastiktüten eindeckten – von Kopf, über Gesicht, über den ganzen Körper – fiel mir ein, dass ich auch noch eine Plastiktüte hatte. Die rissen wir dann so auf, dass wir dann eine etwa 50cm² „große“ Plastiktütendecke hatten, die uns noch etwas mehr Wärme spenden sollte. Das reicht leider noch nicht aus, damit wir uns kuschlig eingemollt fühlten. So kam Sophie auf die nächste geniale Idee.

Aerobic.

So standen wir auf, machten verschiedenste Übungen à la Bauch-Beine-Po. Uns wurde warm. Natürlich durften wir nicht zu laut sein, damit wir die schlafenden Tiere um uns herum nicht aufweckten. Wir konnten uns das Lachen dann auch nicht mehr verkneifen. Es muss schon sehr witzig ausgesehen haben, wie wir dort „hausten“. Auf Handtüchern, in Bikinis, aneinander gekuschelt, mit einer Plastiktüte hinreichend bedeckt und bei Bedarf in Action beim Aerobic-Kurs 😀

Spätestens hier darf man uns glauben, dass es uns gut ging.

Natürlich verging die Nacht nicht allzu schnell, wir machten wohl immer nur ein Auge zu, dösten mal ein paar Minütchen. Aber so richtig ruhig gemütlich schlafen gelang uns leider nicht. So waren wir froh, dass wir gegen 6Uhr am nächsten Morgen bemerkten, dass es langsam heller wurde.

Die Sonne ging auf.

Am nächsten MorgenDa rief uns auch schon wieder die Polizei oder irgendeine dieser Hilfseinrichtungen an, ob es uns gutgeht, wir uns bald auf den Weg machen würden und wir noch genug Essen und zu Trinken hätten. Ich bestätigte alles und sagte, wir machen uns nun auf und wissen, wo wir lang müssen und wo wir bei Bedarf auch anrufen konnten. Beide Seiten waren beruhigt. Natürlich hatten wir kein Essen und Trinken mehr. Die letzte Mahlzeit war am vorherigen Tag gegen 15 Uhr leckere, aber immerhin kalorienreiche Kekse. Das Trinken verbrauchten wir noch am Abend vorm „Schlafengehen“.

Auf gings. Let’s go home.

Wir packten unsere sieben Sachen, schlüpften in unsere noch immer nassen stinkenden Klamotten, guckten uns dabei um, wo und wie wir überhaupt in der Nacht hausten. Denn wir hatten uns ja bei Dunkelheit diesen Platz ausgesucht. Wir sahen ziemlich viele fette Ameisen, aber ansonsten nix Schlimmes.

So brachen wir auf zu der letzten Gabelung, wo wir den falschen Weg wählten. Wir waren erstaunt, wie weit wir noch gekommen waren in der Fastdunkelheit, wie lang wir schon den falschen Weg liefen. Und wie steil und wie krass er beschaffen war. Da liefen wir gestern im Dunkeln hinab??!!? So brauchten wir schon ca. 35min, um erstmal oben wieder anzukommen, sahen die Schilder wieder und gingen dann den richtigen Weg.

Bis zum Ziele sollten uns noch einige Herausforderungen begegnen. Bergauf, bergab, wieder sehr anspruchsvolle Wege. Da wir kein ordentliches Frühstück hatten, dass uns hätte für eine solche Wanderung bestärken können, waren wir nicht sooo stark auf den Beinen, aber gefühlt noch stark genug, um es bis zum Ziel zu schaffen. Zwischendurch hatten wir auch noch Quellwasser gefunden und füllten damit eine unserer leeren Wasserflaschen als Reserve. Ehrlich gesagt: Es gab Momente, wo wir dachten, es geht nicht mehr, wir können nicht mehr. Hier ist Ende.

Aber bald schon sahen wir das Ziel! Da war es! Das kleine Dorf!! Wir sahen, dass wir noch zwei oder drei, davon einen sehr hohen Berg, erklimmen mussten. Aber das Ziel vor Augen zu haben, das wir bis dahin noch nie gesehen hatten, beflügelte uns sehr, gab uns neue Energie. So schafften wir auch den letzten Berg mit unseren letzten Kräften und mussten dann nur noch bergab gehen. Nicht, dass das auch ohne Müh ging, denn die Wege waren von Anfang bis Ende sehr herausfordernd. Aber immerhin ging es bergab! Zwischendurch kam es uns so vor, als wenn das Örtchen doch nicht das Ende von unserem Weg war, sahen noch andere Berge und Wege, die uns befürchten ließen, noch sehr weit laufen zu müssen. Aber dann irgendwann sahen wir, dass unser Weg genau zu diesem Örtchen hinführte. Wir waren glücklich. Sooo glücklich!! Trafen noch drei Männer, fragten sie, wie weit das nächste Dorf entfernt sei. 5 Minuten.

5 Minuten! Wir hatten es geschafft.

Im Dorf angekommen, trafen wir scheinbar Einheimische, fragten, ob von dort Busse oder Taxen in den nächsten größeren Ort fuhren. Sie warteten selbst schon auf einen Minibus, wo wir dann mitfahren konnten. Uns war sehr unangenehm, dass wir so unglaublich stanken, uns selbst schon nicht mehr riechen konnten. Aber das war uns dann auch egal. Denn wir waren endlich angekommen. Konnten sitzen, uns ausruhen, Wasser trinken. Wir waren die glücklichsten Menschen der Welt!

Wie wertvoll ein Sitzplatz und ein Schluck Wasser in manchen Augenblicken sein kann.

Die letzten Schritte zu unserer Wohnung waren mit die Härtesten. Denn plötzlich spürten wir jeden einzelnen Muskel, taten uns unsere Füße weh. Unser Körper spürte bis zum letzten Moment diese Herausforderung und gab uns bis dahin alle Kraft, die wir brauchten. Doch in dem Moment, wo wir realisierten, wir sind fast angekommen, bekam auch unser Körper die Info: Du kannst dich jetzt ausruhen… Und dann standen wir vor unserer Wohnung. 10:30Uhr.

Exakt 24h später.

Reicher an einzigartigen Erlebnissen, reicher an unbeschreiblichen Impressionen, reicher an wertvollen Erfahrungen. Wenn uns einer zukünftig fragt, was DIE Geschichte unseres Lebens sei, dann werden wir beide sagen:

„Es war am 14. August 2010. In Hong Kong. 24h unseres Lebens.  24h voller Gefühlsschwankungen. 24h, in denen wir uns selbst neu kennenlernten. 24h, in denen wir an manch unserer Grenzen gingen. 24h, die uns ein Leben lang unvergesslich bleiben werden.“

~ von Carmen :) - 16. August 2010.

3 Antworten to “24 h”

  1. Hallo mein liebes Patenkind, ich bin begeistert von Deinen Reiseberichten. Es ist ja schon wie eine Sucht, immer wieder nachzuschauen, ob Du wieder etwas Neues erlebt bzw. geschrieben hast. Hut ab, wenn es mit OTTO mal nichts mehr sein sollte, kansst Du Dein Geld auch mit Reisebeschreibungen verdienen.Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und bleib immer schön fleißig beim Schreiben, damit wir auch an Deinen Erlebnissen ein Stück teilhaben können. Geniese die Zeit und komm gesund wieder. Tschüß Wolo

  2. Liebe Carmen,
    da habe ich doch schon beim Lesen eine Gänsehaut bekommen! Man, man, paß bloß auf Dich auf, wir wollen Dich doch wieder zurück haben!!! Natürlich finde ich es ganz toll, was Du alles machst und schon erlebt hast, aber bitte übertreibe es nicht, das kann auch mal ins Auge gehen. Schön auch die Spinnen-Stories, ich glaube, ich hätte die Nacht nicht überlebt!
    Also, mach’s gut, have fun, take care.
    All the best Elke

  3. Liebe Carmen,
    wow, toller Bericht und lesenswerter als mein Buch auf dem Nachtschrank. Du sprühst voller Lebensfreude und Spaß. Beim Lesen dachte ich fast, ich bin die Dritte im Bunde… ha, das wär’s noch gewesen. Pass auf dich auf, ich bleibe bei deinen Berichten am Ball.
    Alles Liebe und viele Grüße… eines deiner Media-Mädels Silvi

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